Auszug aus der Ortschronik

Der Wandel vom Kurfürstlichen Besitztum zur gefragten Wohngemeinde

Auch wenn geschichtliche Funde bei Ausgrabungen im unmittelbaren Bereich der jetzigen Ortslage Wolkens hinreichende Beweise für das Vorhandensein von Siedlungen römischen Ursprungs aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung lieferten, so kann der urkundliche Nachweis für das Bestehen einer Ansiedlung mit dem Namen Wolken oder Walken – nach dem derzeitigen Stand der Nachforschungen – „erst“ ab der Mitte des 12. Jahrhunderts (1162) geführt werden.

Ab dieser ersten Nennung in einer Urkunde der Abtei Rommersdorf zu Neuwied bis etwa um das Jahr 1800 bestand diese Ansiedlung aus anfangs vermutlich zwei, später dann aus sechs Einzelhöfen unterschiedlicher Größe, die in den Aufzeichnungen als „Wolkener Besitzungen“ oder „Güter zu Wolken“ bezeichnet wurden.

Im Laufe dieser ersten Jahrhunderte wechselten diese Besitzungen wiederholt ihre teils kirchlichen aber auch weltlichen Eigentümer. So erscheinen die Ritter Cunrad und Baldwin von Wolken als Adelsfamilie mit Besitz in Wolken genauso wie eine Abtei aus Trier. Neben dem „von der Leyenschen Hof“ waren der „Kurfürstliche Großhof“ wie der „Kurfürstliche Kleinhof“ oft genannte Besitzungen in Wolken. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts gingen die oftmals in Pacht bewirtschafteten Höfe durch Kauf und Übereignung zunehmend in den Besitz der langjährigen Pächter über. In dieser Zeitspanne entstand die eigentliche selbständige Gemeinde Wolken.

Bisher verwaltungsmäßig den Obrigkeiten in Kobern zugeordnet, kam Wolken nunmehr zum Kanton Winningen und später zu der dortigen Bürgermeisterei. Auch kirchenrechtlich trat ein Wechsel ein. Ab dem Jahre 1806 kam Wolken von der Pfarrei Kobern zur Pfarrei nach Bassenheim, blieb jedoch verwaltungsmäßig eine selbständige Kapellengemeinde. Die bereits am Ende des 15. Jahrhunderts erwähnte Margarethen-Kapelle musste wegen ihrer Baufälligkeit 1837 abgerissen werden. Erst 1923 konnte das jetzige Kirchengebäude neu errichtet werden. Der um 1810 aus nur 16 Häuser bestehende Ort entwickelte sich in den Folgejahren schnell. 1817 waren es fast 85 Einwohner, im Jahre 1834 zählte man schon 252 Ortsbewohner und nach den Weltkriegen hatte sich die Einwohnerzahl bald verdoppelt. Die schulpflichtigen Kinder mussten bis etwa 1810 den weiten Weg nach Kobern gehen; danach rund 30 Jahre lang den nicht weniger gefährlichen Weg nach Bassenheim. Erst ab 1840 wurde der Unterricht in Wolken erteilt und sieben Jahre später das erste Schulhaus erbaut. Das rund 120 Jahre später neu errichtete Schulgebäude wurde nur wenige Jahre genutzt und dient heute als Gemeindebüro und Versammlungsraum. Ab 1971 werden die Wolkener Kinder per Schulbus zur Grund- und Hauptschule nach Kobern-Gondorf gefahren. Die Erwerbsstruktur, früher ausschließlich von der Landwirtschaft geprägt, hat sich grundsätzlich geändert. Zwar werden von der stark reduzierten Anzahl der noch vorhandenen landwirtschaftlichen Betriebe z.Zt. noch mehr als die ca. 250 ha Gemarkungsfläche bewirtschaftet, jedoch ist der zahlenmäßige Anteil dieser Erwerbsgruppe gegenüber den „Berufspendlern“ nach Koblenz und Umgebung sehr klein geworden. Dieser Strukturwandel hat die Entwicklung Wolkens zur beliebten Wohngemeinde eingeleitet. Die Nähe zu Koblenz sowie die gute Verkehrsanbindung über zwei Autobahnen und trotzdem in ruhiger , landschaftlich schöner Lage zieht viele Städter auf’s „Land“! Mit diesen Vorteilen hat die Ortsgemeinde Wolken bisher sparsam gewirtschaftet, auch wenn die Einwohnerzahl in den letzten dreißig Jahren auf rund 800 Bewohner angestiegen ist. Mit der Ausweisung des zur Zeit in der Bebauung befindlichen großen Neubaugebietes ist ein neuer Weg eingeschlagen worden. Die magische Zahl von 1000 Einwohnern ist bereits überschritten. Bei aller Aufgeschlossenheit gegenüber den Entwicklungsabsichten bleibt zu hoffen, dass der ländliche Ursprung und Charakter, der das Wohnen hier so beliebt gemacht hat, nicht verloren geht.

Die Ortschronik Band 1 und Band 2 ist bei der Gemeindeverwaltung zum Kauf erhältlich!

Gemeinde Wolken